Von Peter Hofmann & Stefan Hirschauer
Zu
Beginn des Textes wird der Begriff des Konstruktivismus in seinen verschiedenen
Auffassungen und Bedeutungen dargelegt, wobei Hofmann und Hirschauer auf das
heutige Verständnis von Konstruktivismus genauer eingehen. Konstruktivismus
bezieht eine konträre Position zum Positivismus oder Realismus und stellt sich
somit „gegen die Behauptung einer beobachterunabhängigen Außenwelt“ (Hofmann
& Hirschauer, 2012, S. 85). Der Konstruktivismus tritt in unterschiedlichen
Disziplinen in Erscheinung und kann somit auf unterschiedliche Weisen zur
Anwendung kommen.In
der Wissenschaftssoziologie kommt es in den 1970 Jahren zur
konstruktivistischen Wende. Dabei kommt es zur „Öffnung der black box die bis
dahin weitgehend unter dem Deckmantel wissenschaftlicher
Rationalitätsunterstellung verborgen und soziologisch so gut wie unangetastet
blieb“ (ebd., S. 86). Dies äußerte sich vor allem in „einer empirischen
Verunsicherung“ (ebd., 2012, S. 87) welche zur Erneuerung von
erkenntnistheoretischer Positionen beitrug.
Die
zentralen Ansätze der konstruktivistischen Wissenschaftssoziologie sind, nach
Ludwik Fleck und Thomas Kuhn die beide ähnliche Begriffen gearbeitet haben, 1.
Die These, dass Theorien nicht Satz für Satz, sondern als Ganzes vor das
Tribunal der Erfahrungen Treten 2. Die prinzipielle Unterdetermieniertheit
empirischer Daten und 3. Die gleichzeitige Theorieabhängigkeit jeglicher
Beobachtung.
Die
Soziologie wissenschaftlichen Wissens: das „strong Programme“ von David Bloor
and Barry Barnes verschärfte die Kritik am „Blackboxism“ in der
Wissenschaftssoziologie. Anhänger dieses Programmes sahen die wissenschaftliche
Rationalität und die dazugehörigen Methoden als soziale Institution. Dabei wird
davon ausgegangen, dass die Gesellschaft selbst ein Modell der Klassifikation
von natürlichen Dingen bildet. Die erste
Prämisse des Strong Programm der Sociology of scientific Knowlede (SSK) lautet,
„dass auch wissenschaftliches Wissen soziologisch auf seine sozialen Ursachen
und Entstehungsbedingungen hin analysiert und dadurch kausal erklärt werden müsse“
(ebd. S.90). die zweite Prämisse besagt, „dass sich die soziologische Analyse
unabhängig davon verhält, ob dieses wissenschaftliche Wissen als richtig oder
falsch, Wahrheit oder Irrtum gilt“(ebd.). Die dritte These ist das sogenannte
Symmetriepostulat, welches besagt, dass „man soziologisch nicht davon ausgehen
darf, die Entstehungsbedingungen „wahren“ Wissens seien grundsätzlich andere
als die von „falschem“ Wissen“ (ebd.).
Die letzte These bezieht sich auf die vermeintliche Tatsache, dass es
einen reflexiven Zirkel gibt dem es unmöglich zu entrinnen ist.
Ein
zweiter Ansatz innerhalb der konstruktivistischen Wende interessiert sich vor
allem für zeitgenössische wissenschaftliche Diskurse. Daraus entstand „The
Empirical Programme of Relativism (EPOR)“ welcher zunächst vor allem von Harry
Collins vertreten wurde. Dabei wird der Fokus vor allem auf die kommunikativen
und diskursiven Aushandlungsprozesse gelegt, und der unmittelbare
Entstehungskontext von wissenschaftlichem Wissen rückt damit noch weiter in den
Mittelpunkt. Nicht „die Experimente [sind] für die wissenschaftliche Aussage
entscheidend – das übernimmt vielmehr der experimentelle Regress, die
Interpretation und Einordnung der Versuchsergebnisse“ (Collins/ Pinch, 1999, S.
12)
Ein
dritter konstruktivistischer Ansatz der ab Ende der 1970 Jahre aufkam,
beschäftigte sich primär mit dem praktischen Forschungshandeln im Labor und den
dazu benötigten technischen Apparaturen. Dabei zeigte sich, dass die Natur im
Labor nicht einfach gegeben anzunehmen ist, sondern das sie mühevoll
nachgestellt werden muss. Dabei wird das Wissen an sich in einem Labor immer
„konstruiert“ wie auch die Testsituation in einem Labor eine konstruierte ist.
In
den poststruktivistischen Ansätzen geht man davon aus, dass einzelne Elemente
miteinander verflochten sind und immer gegenseitig aufeinander verweisen. Dabei
gibt es keine Symmetrie oder Asymmetrie Verhältnisse. Wichtig ist es, die „skeptizistische Lektion
genauso wie den Respekt vor der sozialen Leistungsfähigkeit der
Naturwissenschaften am jeweiligen Gegenstand empirisch weiterzuentwickeln“
((Hofmann & Hirschauer, 2012, S. 99.).
Damit dies möglich ist, ist die WissenschaftlerIn dazu angehalten
zwischen den realistischen und dekonstruktiven Registern „epistemologisch zu
changieren“ um die ontologische Heterogenität bewältigen zu können.
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