Montag, 10. April 2017

Zusammenfassung „Die konstruktivistische Wende“

Von Peter Hofmann & Stefan Hirschauer

Zu Beginn des Textes wird der Begriff des Konstruktivismus in seinen verschiedenen Auffassungen und Bedeutungen dargelegt, wobei Hofmann und Hirschauer auf das heutige Verständnis von Konstruktivismus genauer eingehen. Konstruktivismus bezieht eine konträre Position zum Positivismus oder Realismus und stellt sich somit „gegen die Behauptung einer beobachterunabhängigen Außenwelt“ (Hofmann & Hirschauer, 2012, S. 85). Der Konstruktivismus tritt in unterschiedlichen Disziplinen in Erscheinung und kann somit auf unterschiedliche Weisen zur Anwendung kommen.In der Wissenschaftssoziologie kommt es in den 1970 Jahren zur konstruktivistischen Wende. Dabei kommt es zur „Öffnung der black box die bis dahin weitgehend unter dem Deckmantel wissenschaftlicher Rationalitätsunterstellung verborgen und soziologisch so gut wie unangetastet blieb“ (ebd., S. 86). Dies äußerte sich vor allem in „einer empirischen Verunsicherung“ (ebd., 2012, S. 87) welche zur Erneuerung von erkenntnistheoretischer Positionen beitrug.
 Die zentralen Ansätze der konstruktivistischen Wissenschaftssoziologie sind, nach Ludwik Fleck und Thomas Kuhn die beide ähnliche Begriffen gearbeitet haben, 1. Die These, dass Theorien nicht Satz für Satz, sondern als Ganzes vor das Tribunal der Erfahrungen Treten 2. Die prinzipielle Unterdetermieniertheit empirischer Daten und 3. Die gleichzeitige Theorieabhängigkeit jeglicher Beobachtung. 
 Die Soziologie wissenschaftlichen Wissens: das „strong Programme“ von David Bloor and Barry Barnes verschärfte die Kritik am „Blackboxism“ in der Wissenschaftssoziologie. Anhänger dieses Programmes sahen die wissenschaftliche Rationalität und die dazugehörigen Methoden als soziale Institution. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Gesellschaft selbst ein Modell der Klassifikation von natürlichen Dingen bildet.  Die erste Prämisse des Strong Programm der Sociology of scientific Knowlede (SSK) lautet, „dass auch wissenschaftliches Wissen soziologisch auf seine sozialen Ursachen und Entstehungsbedingungen hin analysiert und dadurch kausal erklärt werden müsse“ (ebd. S.90). die zweite Prämisse besagt, „dass sich die soziologische Analyse unabhängig davon verhält, ob dieses wissenschaftliche Wissen als richtig oder falsch, Wahrheit oder Irrtum gilt“(ebd.). Die dritte These ist das sogenannte Symmetriepostulat, welches besagt, dass „man soziologisch nicht davon ausgehen darf, die Entstehungsbedingungen „wahren“ Wissens seien grundsätzlich andere als die von „falschem“ Wissen“ (ebd.).  Die letzte These bezieht sich auf die vermeintliche Tatsache, dass es einen reflexiven Zirkel gibt dem es unmöglich zu entrinnen ist. 
 Ein zweiter Ansatz innerhalb der konstruktivistischen Wende interessiert sich vor allem für zeitgenössische wissenschaftliche Diskurse. Daraus entstand „The Empirical Programme of Relativism (EPOR)“ welcher zunächst vor allem von Harry Collins vertreten wurde. Dabei wird der Fokus vor allem auf die kommunikativen und diskursiven Aushandlungsprozesse gelegt, und der unmittelbare Entstehungskontext von wissenschaftlichem Wissen rückt damit noch weiter in den Mittelpunkt. Nicht „die Experimente [sind] für die wissenschaftliche Aussage entscheidend – das übernimmt vielmehr der experimentelle Regress, die Interpretation und Einordnung der Versuchsergebnisse“ (Collins/ Pinch, 1999, S. 12) 
Ein dritter konstruktivistischer Ansatz der ab Ende der 1970 Jahre aufkam, beschäftigte sich primär mit dem praktischen Forschungshandeln im Labor und den dazu benötigten technischen Apparaturen. Dabei zeigte sich, dass die Natur im Labor nicht einfach gegeben anzunehmen ist, sondern das sie mühevoll nachgestellt werden muss. Dabei wird das Wissen an sich in einem Labor immer „konstruiert“ wie auch die Testsituation in einem Labor eine konstruierte ist. 
In den poststruktivistischen Ansätzen geht man davon aus, dass einzelne Elemente miteinander verflochten sind und immer gegenseitig aufeinander verweisen. Dabei gibt es keine Symmetrie oder Asymmetrie Verhältnisse.  Wichtig ist es, die „skeptizistische Lektion genauso wie den Respekt vor der sozialen Leistungsfähigkeit der Naturwissenschaften am jeweiligen Gegenstand empirisch weiterzuentwickeln“ ((Hofmann & Hirschauer, 2012, S. 99.).  Damit dies möglich ist, ist die WissenschaftlerIn dazu angehalten zwischen den realistischen und dekonstruktiven Registern „epistemologisch zu changieren“ um die ontologische Heterogenität bewältigen zu können.
 

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