Der Begriff Ästhetik stammt aus dem
Griechischen und bedeutet so viel wie „Wahrnehmung“ oder „sinnliche Anschauung“ (Lotz, 1984, S. 13). Baumgarten ging sogar so weit mit
der „Wissenschaft der sinnlichen Erkenntnis und Darstellung“ einen eigenen
Zweig der philosophischen Wissenschaft dem Begriff der Ästhetik zu widmen. (Holz, 1996, S. 17) In dieser Arbeit soll das Verständnisses des
Begriffs der Ästhetik in der Soziologie dargelegt werden, außerdem sollen die
Theorien die sich dem Begriff annehmen angeführt und erläutert werden. Auch der
Geschmack soll näher beleuchtet werden. So kommt es zu folgenden
Fragestellungen in dieser Arbeit:
Fragestellungen der Arbeit:
In folgender Arbeit sollen folgende Fragen beantwortet
werden.
1.
Wie wird der Begriff der Ästhetik in der Soziologie
verwendet?
a.
Wie können ästhetische Praktiken im Sinne Reckwitz verstanden
werden?
2.
Wie kann der Habitus Begriff Bourdieus mit dem der Ästhetik
in Verbindung gebracht werden?
a.
Inwiefern spielt der Geschmack dabei eine Rolle?
Der nächste Abschnitt
dieser Arbeit widmet sich der ersten Forschungsfrage, es wird der Begriff der
Ästhetik in der Soziologie aufgegriffen und erläutert worum es sich bei
ästhetischen Praktiken handelt. Den Schluss des nächsten Kapitels bildet ein
kleiner Überblick zu alternativen Denkansätzen im Vergleich zu dem Verständnis
von Reckwitz ästhetischen Praktiken.
Ästhetik in der Soziologie:
In der Soziologie wird vor allem die
Beziehung zwischen dem Begriff der Ästhetik und der Gesellschaft untersucht. (Reicher, 2005, S. 25) Reckwitz unterscheidet im
sozialwissenschaftlichen Diskurs zwischen zwei konträren Ansätzen (vgl. Reckwitz, 2014, S.13):
1. Marginalisiert:
Versteht man die Moderne als rein technisierte, und funktional differenzierte Industriegesellschaft, so wird man der sozialen Reproduktion ästhetischer Praktiken keinerlei Priorität zuweisen. Somit werden diese Praktiken in ihrer marginalen Existenz in soziale Nischen gedrängt. Befasst sich die Soziologie mit diesen Subkulturen so wird es als Soziologie der Kunst verstanden welche sich mit den „Restbeständen bürgerlicher Hochkultur befasst“ (ebd. S. 13).
Versteht man die Moderne als rein technisierte, und funktional differenzierte Industriegesellschaft, so wird man der sozialen Reproduktion ästhetischer Praktiken keinerlei Priorität zuweisen. Somit werden diese Praktiken in ihrer marginalen Existenz in soziale Nischen gedrängt. Befasst sich die Soziologie mit diesen Subkulturen so wird es als Soziologie der Kunst verstanden welche sich mit den „Restbeständen bürgerlicher Hochkultur befasst“ (ebd. S. 13).
2. Ubiquitär:
beschriebt „die These, dass die moderne Gesellschaft von Anfang an und in Ihrer historischen Entwicklung in zunehmendem Maße ästhetische Praktiken fördert und anregt“. Dieser Vorgang wird laut Reckwitz unter dem Begriff „Ästhetisierung“ zusammengefasst. Er betrifft nicht nur die Kunst, sondern mehr noch, die Ökonomie, die Lebensstile als auch den Konsum, Städtebau und die persönlichen Beziehungen, um nur einige aufzuzählen. Der Begriff der „Ästhetik“ nur durch den Einbezug von Lebensstielen erfahren werden, da in ihr die Kultur und ihre Werte wiedergespiegelt werden. (vgl. ebd., S.14f)
beschriebt „die These, dass die moderne Gesellschaft von Anfang an und in Ihrer historischen Entwicklung in zunehmendem Maße ästhetische Praktiken fördert und anregt“. Dieser Vorgang wird laut Reckwitz unter dem Begriff „Ästhetisierung“ zusammengefasst. Er betrifft nicht nur die Kunst, sondern mehr noch, die Ökonomie, die Lebensstile als auch den Konsum, Städtebau und die persönlichen Beziehungen, um nur einige aufzuzählen. Der Begriff der „Ästhetik“ nur durch den Einbezug von Lebensstielen erfahren werden, da in ihr die Kultur und ihre Werte wiedergespiegelt werden. (vgl. ebd., S.14f)
Mitte des 19 Jahrhunderts dominiert
das Denken die normative Dimension, dies ist ein Wiederspruch in dem
soziologischen Diskurs der Ästhetik. Es handelt sich dabei um die Bewertung welche das Verhältnis
zwischen Ästhetik und Gesellschaft prägt. Dabei tun sich zwei höchst konträre
Pole auf. Der Eine symbolisiert den Wohlgefallen und das interessenlose Spiel,
der andre dient als Speerspitze der Kritik an der Modere selbst. (vgl. ebd., S.15f)
Reckwitz sieht als Grundbedingung um
den Prozess der Ästhetisierung thematisieren zu können das definieren von
Begrifflichkeiten. Der Begriff der Ästhetik hat sich in dem alltäglichen Gebrauch
als Synonym für die Schönheit etabliert. Auch wird er eng in Zusammenhang mit
der Kunst gestellt. Dies kommt daher, dass die Kunst und die Schönheit die beiden
wichtigsten Diskurse um das Thema der Ästhetik sind. Platon und Aristoteles
sprachen bereits von Kunst in Zusammenhang mit Ästhetik. Baumgarten bringt den
Begriff jedoch mit der sinnlichen
Wahrnehmung in Verbindung und legt damit die Grundlage für eine
sozialwissenschaftliche Anschauung. Reckwitz greift diesen Ansatz auf und führt
den Begriff der ästhetischen Praktiken
ein. (vgl. ebd., S. 20ff)
Ästhetische Praktiken:
Reckwitz widmet sich in
dem Buch „Ästhetik und Gesellschaft“ in einem ganzen Kapitel dem Terminus der Ästhetischen Praktiken und deren
Ausführung. „Um das Verständnis Ästhetischer Praktiken zu schärfen, bietet es
sich an, Ästhetische und nichtästhetische Praktiken einander idealtypisch
gegenüberzustellen“ (ebd.
S.25) Im Folgenden
werden die fünf, für die ästhetischen Praktiken entscheidenden Merkmale nach
Reckwitz angeführt.
1. Die sinnliche Wahrnehmung unterliegt
einer Form von Selbstbezogenheit in der die Ästhetischen Praktischen das Ziel
in der Wahrnehmung selbst haben. Dieser Vorgang kann immer und überall
stadtfinden, er dient der Verarbeitung
der Welt. Dem gegenüber steht die Instrumentelle Wahrnehmung, welche der Bearbeitung der Welt dient. (vgl. ebd., S. 25)
2. In ästhetischen Praktiken nimmt das
Handeln die Form einer Poiesis oder Performance an. Es kann auch beides zur
selben Zeit sein. Poiesis beschreibt den Vorgang des kreativen Gestaltens,
während die Performance die Aufführung vor einem Publikum meint. (vgl. ebd., S.26)
3. Ästhetische Praktiken sind nicht
affektneutral, ihre affektive Struktur ist von hoher Intensität gekennzeichnet.
Dabei sind die Subjekte in ihrem subjektiven Empfinden „affiziert“, dies kann
als lustvoll, enthusiastisch, rauschhaft etc. empfunden werden. (vgl. ebd.)
4. Im Vergleich zu den nichtästhetischen
Praktiken haben Zeichen primär keine Informationsfunktion, sondern dienen der
Interpretation. Sie werden als mehrdeutig und offen wahrgenommen.
5. Werden die soeben vier genannten
Punkte als Ganzes betrachtet, so ergibt sich der fünfte und letzte Punkt.
Ästhetische Praktiken haben durch ihre Öffnung für die Modulierbarkeit
sinnlicher Wahrnehmung etwas „verspieltes“ an sich.
Reckwitz räumt aber ein,
dass „ästhetische Praktiken als Praktiken selbstverständlich weder völlig
regellos noch grenzenlos experimentell“ (ebd., S. 29) sind. Allerdings können innerhalb ihrer Grenzen der „experimentelle oder
grenzüberschreitende Umgang mit Sinnen, Affekten und Interpretationen“ (ebd., S.29) praktiziert werden.
Es gibt unterschiedliche
Möglichkeiten den Begriff der Ästhetik, ähnlich wie Reckwitz als allgemeine
Wahrnehmungslehre zu interpretieren. Dabei wird die „Differenz von Kunst und
Lebenswelt […] zumeist vorerst einmal“ (Liessmann, 1003, S. 13) marginalisiert. Gernot Böhme
beschreibt Ästhetik als ein differenziertes Wahrnehmungsvermögen, welches im
Alltag gleich wie in der Kunst zur Anwendung kommt. (Böhme, 2001)
Dabei führt er den Begriff der Aisthetik
ein welcher sich nicht nur auf die Wahrnehmung der Kunst beschränkt, sondern
sich ebenso der Inszenierung von Politik, der Natur, oder Alltagssituationen
annimmt. (vgl. ebd., S.176f) Liessmann hingegen steht dem Konzept der sinnlichen Wahrnehmung insofern kritisch
gegenüber als das er „die Frage, warum angesichts einer Vielzahl von Gesichtern
ein Antlitz als ästhetisch interessant wahrgenommen wird, während der Blick
über die anderen hinweggleitet“ (Liessmann, 1003, S. 20) damit beantwortet als dass es damit
zu tun haben muss, „daß schon auf einer unmittelbaren Ebene das Wahrgenommene
etwas in uns auslöst, was die Wahrnehmung überschreitet“ (ebd.).
In dem nächsten Abschnitt dieser
Arbeit wird der Begriff es Habitus kurz erläutert. Darauf folgt der Versuch
diesen mit dem des aus soziologischer Sicht gesehenen Ästhetik Begriffes
zusammenzuführen und die Rolle des Geschmackes herauszuarbeiten.
Bevor der Begriff der Ästhetik und der Terminus des Habitus miteinander in Beziehung gesetzt werden, wird an dieser Stelle der Habitusbegriff kurz erläutert. So kann man „ihn als dauernde Beschaffenheit einer Person [definieren], die nicht ursprünglich, sondern erworben ist und so zu einer zweiten Natur wird. Die erworbenen Dispositionen werden zu einer zweiten Natur, weil der Einzelne sich dieser Inkorporation nicht mehr bewusst ist“ (Jurt, 2010, S. 8). Das Individuum selbst ist sich seines Habitus nicht bewusst, da dieser etwas latent Erlerntes ist. Er äußert sich zum Beispiel durch die Wortwahl, die Art zu gehen, die Mimik oder die Vorlieben beim Essen als auch die Aussprache selbst.
Wird nun von einem soziologisch
geprägten Ästhetik Begriff ausgegangen, welcher durch die ästhetischen
Praktiken die sinnliche Wahrnehmung mit einbezieht, so kann dies mit den
kollektiven Wahrnehmungsweisen des Habitus gedanklich zusammenführt werden.
Bourdieu versucht mit dem Habitusbegriff „die dem sozialen Handeln der Akteure zugrundeliegenden
Denk-, Wahrnehmungs- und Handlungsschemata zu erklären und damit explizit den
Gegensatz zwischen Subjektivismus und Objektivismus aufzulösen“ (Hafke, 2011). Daraus folgt, dass der Stiel oder die Handschrift eines
Künstlers, auf der Basis eines inkorporierten Musters, dem Habitus, gründet. „Der
individuelle Stil „erscheint damit als eine Variante des Klassen- und
Gruppenhabitus“ (Schumacher,
2010, S. 80).
Der Klassen bzw. Gruppenhabitus ist
eine Konzeption des sozialen Raums, der durch klassenspezifisch ausgerichtete
Geschmacksformen gekennzeichnet ist, welche im Wesentlichen durch drei soziale
Positionen unterschieden werden. (vgl. Hafke, 2011) Die Herrschende Klasse hat eine Vorliebe für kulturell anerkannte Werke und drückt durch ihren „legitimierten Geschmack“ ihre Herrschaft
über die andren Klassen aus. Das Kleinbürgertum
strebt hingegen nach „oben“ und orientiert sich an der Herrschenden Klasse,
dies drückt sich zum Beispiel durch ihre Bildungsbeflissenheit aus. Die Volksklasse vertritt den populären
Geschmack der Notwendigkeit. (vgl. Hartmann, 2004, S.90)
Bourdieu unterscheidet grob zwischen
dem „reinen“ also dem legitimen und
dem „barbarischem“ Geschmack. Diese
Unterscheidung geht auf Kant zurück welcher zwischen der reinen und der
populären Ästhetik unterschied. Die reine Ästhetik bezeichnet dabei das was
gefällt und somit ästhetische Qualität aufweist und dem was vergnügt, somit
keine rein ästhetische Funktion aufweist. (vgl. Schumacher, S. 85f) Diese „bilden die Grundlage für Bourdieus
Geschmacksdifferenzierung zwischen reiner und populärer Ästhetik“ (Hafke, 2011).
Bourdieu ändert seinen Standpunkt zur
Ästhetik im Laufe der Zeit, so bezeichnet er die „reine Ästhetik“ in seinem
Werk „Die feinen Unterschiede“ „als Prinzip bürgerlicher Lebensart“, „eine Art moralischen
Agnostizismus“ und eine „aristokratische Anmaßung“ (ebd.) Dies kann durchaus als Kritik Bourdieus an dem
künstlerischen Feld wahrgenommen werden da er den Künstlern indirekt vorwirft
auf der Seite der Herrschenden zu stehen. In seinen späteren Werken jedoch
beschreibt er den ästhetischen Blick als „die Distanzierung zu den mittellosen
unteren Schichten und ein zweites Mal gegen die Sphäre der bürgerlichen Nützlichkeit
und ökonomischen Macht“ (Schumacher,
2010, S. 91). Dies lässt darauf schließen, dass
Bourdieu seine Meinung dahingegen veränderte als dass er den KünsterInnen
zuschreibt einen Anteil bei der Teilung der Herrschaftsarbeit zu leisten. (vgl. Hafke, 2011)
Da nun die herrschende Klasse allein
durch den legitimen Geschmack die reine Ästhetik für sich beansprucht, ist auch
sie es, welche eine ästhetische Disposition innehat. Dies impliziert, dass die
Bourgeoisie, im Gegensatz zur Mittelklasse und dem Proletariat, über
entsprechende Erfahrungen durch den bürgerlichen Habitus verfügt um
künstlerische Werke verstehen und interpretieren zu können. Bourdieu bezeichnet
das als „grundlegende Elemente eines sozialen Differenzierungsmechanismus
zwischen den Klassen“ (Schumacher,
2010, S. 110) oder aber als eine „habituelle
Disposition“ (ebd. S. 112), welche das Ergebnis eines
Lernprozesses ist. (vgl.
Hafke, 2011)
Der Habitus und der Geschmack:
„Das Geschmacksurteil ist also kein
Erkenntnisurteil, mithin nicht logisch, sondern ästhetisch, worunter man
dasjenige versteht, dessen Bestimmungsgrund nicht anders als subjektiv sein
kann“ (Kant, 1983, S. 279).
„Nach Kant beweist derjenige, der zu
ästhetischen Urteilen über das Schöne fähig ist, Geschmack. Geschmacksurteile
sind aber für ihn subjektiv“ (Jurt, 2016, S. 16). Bourdieu steht dem Geschmack ein
wenig andres gegenüber, für ihn sind Geschmacksurteile nicht etwa individuell,
sondern sozial bedingt.
Dabei steht das Individuum keines
Falles der Gesellschaft als dichotomes Gegenstück gegenüber, mehr ist es ein
Teil des Begriffes des Sozialen selbst, welcher in zwei Formen präsent ist. (vgl. ebd., S.18) „Als Ding gewordenes Soziales in den
Institutionen und als Körper gewordenes Soziales in den Akteuren, die durch den
Habitus, d.h. ihre Sozialisation, nicht `bloß` Individuen sind“ ( ebd., S.18f).
Der Geschmack eines Individuums ist
also durch den Habitus der Klasse bedingt in welche es sich befindet. Bourdieu
selbst schrieb: „Deshalb auch bietet sich Geschmack als bevorzugtes Merkmal von
„Klasse“ an“ (Bourdieu,
1982a, S. 18). Des Weiteren bezeichnet Bourdieu
den Geschmack als „Natur gewordene, d.h. inkorporierte Kultur, Körper gewordene
Klasse, trägt er bei zur Erstellung des Klassenkörpers“ (Bourdieu, 1982a, S. 307). Der Geschmack und die Klasse stehen somit in
enger Beziehung zu einander.
Christian Schilcher zeigt in seiner
Arbeit „Der Beitrag Pierre Bourdieu zur Sozialstrukturanalyse der gegenwärtigen
Gesellschaften“ anhand des ästhetischen Geschmacks, wovon das ästhetische
Urteil als Teil des Habitus im spezielleren abhängt und die Ausprägungen
dessen. Er nennt dabei zwei Dimensionen
Bourdieus.
„Zum einen die sehr enge Beziehung zwischen
den kulturellen Praktiken (sowie den entsprechenden Meinungen) und dem schulischen
oder Bildungskapital (gemessen am Schul- und Hochschulabschluß) sowie sekundär
der sozialen Herkunft (erfaßt anhand des Berufs des Vaters).“ (Bourdieu, 1982a, S. 34)
Die beiden Dimensionen,
Bildungskapital und die soziale Herkunft welche Bourdieu in diesem Zitat im
Zusammenhang mit dem Geschmack nennt, unterscheiden sich quantitativ als
qualitativ. Bourdieu versteht unter der Systematisierung von Geschmack folgendes (vgl. Schilcher, 2005, S. 19):
„Dementsprechend lassen sich im
Universum der individuellen Geschmacksrichtungen (…) drei Geschmacksdimensionen
unterscheiden, denen wiederum im großen ganzen drei Bildungsniveaus sowie drei
gesellschaftliche Klassen korrespondieren“ (Bourdieu, 1982a, S. 36)
Dies lässt darauf schließen, dass
sich die drei großen Geschmacksdimensionen aus der Differenz zwischen den drei
großen Klassen im sozialen Raum ableiten lassen. Der Habitus und der ihm
zugehörige Geschmack, sind nicht nur unterschiedlich in ihrer Form, mehr als
dass sie Ausdruck eines wertfeien Pluralismus von Lebensstielen sind. Die drei
Geschmacksdimensionen sind hier gleichzusetzen mit den schon behandelten
Ausprägungen vom populären Geschmack des Proletariats bis hin zum legitimen
Geschmack der herrschenden Klasse. (vgl. Schilcher, 2005, S. 19)
Die Lebensstiele und der Habitus:
Ein andrer Zugang zur Ästhetik und
dem Geschmack bieten die Lebensstiele nach Pierre Bourdieu, welche in ebenfalls
in einem engen Zusammenhang zum Habitus und den Wahrnehmungen dessen stehen.
Bourdieu geht davon aus, dass soziale Klassen um materielle und kulturellen
Grüter ringen, wobei dem Lebensstil dabei eine wichtige distinktive Rolle
zukommt denn durch ihn heben sich die Klassen voneinander ab. Der eben erwähnte
Kampf um diverse Güter findet nach Bourdieu im „sozialen Raum“ statt welcher
durch die „Lebenslagen“ und Lebensstiele“ gekennzeichnet ist. (vgl. Ulbrich-
Herrmann, 1998, S. 37) Des weiteren versteht Bourdieu unter dem Lebensstiel ein
Systhem von klassifizierten Praktiken und Werken, welche einer Klasse
zugeordent werden. (vgl. ebd. S.32)
„Aus dem Bedingungsgefüge von Kapitalbesitz,
Positionierung und Habitus entstehen schließlich Chancen und Grenzen
kollektiver und individueller Lebensgestaltungen“ (van Essen, 2013, S. 17). Jedoch sind „die
Lebensstiele, die Ähnlichkeiten oder Gemeinsamkeiten der Individuen [...] nur
die äußere Erscheinung, letztlich gründen sie auf dem Habitus Konzept“ (Schilcher, 2005, S. 14).
So individuell der Geschmack und somit das ästhetische Empfinden auch scheinen
mag, selbst diese Empfindung ist laut Bourdieu sozial bedingt. Ebenso die
Ästhetik hat etwas mit der Wahrnehmung der Welt zu tun in der sich das
Individuum bewegt. Geht man nun davon aus, dass der Habitus etwas Erlerntes
ist, sind die Wahrnehmungen als auch die Interpretation der Umgebung
ausschlaggebend. Der Geschmack bedingt sich aus zwei Dimensionen, zum einen aus
dem Bildungskapital und zum andren aus der sozialen Herkunft. (vgl. Bourdieu, 1982a, S. 34) Die Dimensionen des Geschmackes
selbst sind die Unterschiede zwischen den Klassen. Der legitime Geschmack der
herrschenden Klasse, das Kleinbürgertum mit dem „strebenden Geschmack“ und das
Proletariat mit dem Geschmack der Notwenigkeit. (vgl. Hartmann, 2004, S.90)
Es ist nicht einfach das ästhetische Empfinden und das Konzept des
Habitus in Verbindung zu bringen, da sich die Begrifflichkeiten des Habitus,
der Lebensstiele und des Geschmackes sich nicht klar voneinander trennen
lassen. Bourdieu selbst spricht sich für ein dynamisches Verständnis vom Umgang
mit theoretischen Konzepten aus, welche als Werkzeuge vor allem der Anwendung
dienen sollen. (vgl. Fuchs-Heinritz & König, 2005)
In dieser Arbeit wurde versucht eben diese Begriffe
nicht zu trennen sondern miteinander verständlich zu verküpfen und mit ihnen
als Werkzeug den Begriff der Ästhetik mit der Soziolgie zu verbinden.
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