Freitag, 21. Juli 2017

Der Begriff der Ästhetik und die Soziologie





Der Begriff Ästhetik stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „Wahrnehmung“ oder „sinnliche Anschauung“ (Lotz, 1984, S. 13). Baumgarten ging sogar so weit mit der „Wissenschaft der sinnlichen Erkenntnis und Darstellung“ einen eigenen Zweig der philosophischen Wissenschaft dem Begriff der Ästhetik zu widmen. (Holz, 1996, S. 17)  In dieser Arbeit soll das Verständnisses des Begriffs der Ästhetik in der Soziologie dargelegt werden, außerdem sollen die Theorien die sich dem Begriff annehmen angeführt und erläutert werden. Auch der Geschmack soll näher beleuchtet werden. So kommt es zu folgenden Fragestellungen in dieser Arbeit:



Fragestellungen der Arbeit:

In folgender Arbeit sollen folgende Fragen beantwortet werden.

1.      Wie wird der Begriff der Ästhetik in der Soziologie verwendet?
a.       Wie können ästhetische Praktiken im Sinne Reckwitz verstanden werden?

2.      Wie kann der Habitus Begriff Bourdieus mit dem der Ästhetik in Verbindung gebracht werden?
a.       Inwiefern spielt der Geschmack dabei eine Rolle?


Der nächste Abschnitt dieser Arbeit widmet sich der ersten Forschungsfrage, es wird der Begriff der Ästhetik in der Soziologie aufgegriffen und erläutert worum es sich bei ästhetischen Praktiken handelt. Den Schluss des nächsten Kapitels bildet ein kleiner Überblick zu alternativen Denkansätzen im Vergleich zu dem Verständnis von Reckwitz ästhetischen Praktiken.

Ästhetik in der Soziologie:



In der Soziologie wird vor allem die Beziehung zwischen dem Begriff der Ästhetik und der Gesellschaft untersucht. (Reicher, 2005, S. 25)  Reckwitz unterscheidet im sozialwissenschaftlichen Diskurs zwischen zwei konträren Ansätzen (vgl. Reckwitz, 2014, S.13):
1.      Marginalisiert:
Versteht man die Moderne als rein technisierte, und funktional differenzierte Industriegesellschaft, so wird man der sozialen Reproduktion ästhetischer Praktiken keinerlei Priorität zuweisen. Somit werden diese Praktiken in ihrer marginalen Existenz in soziale Nischen gedrängt. Befasst sich die Soziologie mit diesen Subkulturen so wird es als Soziologie der Kunst verstanden welche sich mit den „Restbeständen bürgerlicher Hochkultur befasst“
(ebd. S. 13).
2.      Ubiquitär:
beschriebt „die These, dass die moderne Gesellschaft von Anfang an und in Ihrer historischen Entwicklung in zunehmendem Maße ästhetische Praktiken fördert und anregt“. Dieser Vorgang wird laut Reckwitz unter dem Begriff „Ästhetisierung“ zusammengefasst. Er betrifft nicht nur die Kunst, sondern mehr noch, die Ökonomie, die Lebensstile als auch den Konsum, Städtebau und die persönlichen Beziehungen, um nur einige aufzuzählen. Der Begriff der „Ästhetik“ nur durch den Einbezug von Lebensstielen erfahren werden, da in ihr die Kultur und ihre Werte wiedergespiegelt werden.
(vgl. ebd., S.14f)

Mitte des 19 Jahrhunderts dominiert das Denken die normative Dimension, dies ist ein Wiederspruch in dem soziologischen Diskurs der Ästhetik. Es handelt sich dabei um die Bewertung welche das Verhältnis zwischen Ästhetik und Gesellschaft prägt. Dabei tun sich zwei höchst konträre Pole auf. Der Eine symbolisiert den Wohlgefallen und das interessenlose Spiel, der andre dient als Speerspitze der Kritik an der Modere selbst. (vgl. ebd., S.15f)
Reckwitz sieht als Grundbedingung um den Prozess der Ästhetisierung thematisieren zu können das definieren von Begrifflichkeiten. Der Begriff der Ästhetik hat sich in dem alltäglichen Gebrauch als Synonym für die Schönheit etabliert. Auch wird er eng in Zusammenhang mit der Kunst gestellt. Dies kommt daher, dass die Kunst und die Schönheit die beiden wichtigsten Diskurse um das Thema der Ästhetik sind. Platon und Aristoteles sprachen bereits von Kunst in Zusammenhang mit Ästhetik. Baumgarten bringt den Begriff jedoch mit der sinnlichen Wahrnehmung in Verbindung und legt damit die Grundlage für eine sozialwissenschaftliche Anschauung. Reckwitz greift diesen Ansatz auf und führt den Begriff der ästhetischen Praktiken ein. (vgl. ebd., S. 20ff)

Ästhetische Praktiken:


Reckwitz widmet sich in dem Buch „Ästhetik und Gesellschaft“ in einem ganzen Kapitel dem Terminus der Ästhetischen Praktiken und deren Ausführung. „Um das Verständnis Ästhetischer Praktiken zu schärfen, bietet es sich an, Ästhetische und nichtästhetische Praktiken einander idealtypisch gegenüberzustellen“ (ebd. S.25) Im Folgenden werden die fünf, für die ästhetischen Praktiken entscheidenden Merkmale nach Reckwitz angeführt.
1.      Die sinnliche Wahrnehmung unterliegt einer Form von Selbstbezogenheit in der die Ästhetischen Praktischen das Ziel in der Wahrnehmung selbst haben. Dieser Vorgang kann immer und überall stadtfinden, er dient der Verarbeitung der Welt. Dem gegenüber steht die Instrumentelle Wahrnehmung, welche der Bearbeitung der Welt dient. (vgl. ebd., S. 25)
2.      In ästhetischen Praktiken nimmt das Handeln die Form einer Poiesis oder Performance an. Es kann auch beides zur selben Zeit sein. Poiesis beschreibt den Vorgang des kreativen Gestaltens, während die Performance die Aufführung vor einem Publikum meint. (vgl. ebd., S.26)
3.      Ästhetische Praktiken sind nicht affektneutral, ihre affektive Struktur ist von hoher Intensität gekennzeichnet. Dabei sind die Subjekte in ihrem subjektiven Empfinden „affiziert“, dies kann als lustvoll, enthusiastisch, rauschhaft etc. empfunden werden. (vgl. ebd.)
4.      Im Vergleich zu den nichtästhetischen Praktiken haben Zeichen primär keine Informationsfunktion, sondern dienen der Interpretation. Sie werden als mehrdeutig und offen wahrgenommen.
5.      Werden die soeben vier genannten Punkte als Ganzes betrachtet, so ergibt sich der fünfte und letzte Punkt. Ästhetische Praktiken haben durch ihre Öffnung für die Modulierbarkeit sinnlicher Wahrnehmung etwas „verspieltes“ an sich.
Reckwitz räumt aber ein, dass „ästhetische Praktiken als Praktiken selbstverständlich weder völlig regellos noch grenzenlos experimentell“ (ebd., S. 29) sind. Allerdings können innerhalb ihrer Grenzen der „experimentelle oder grenzüberschreitende Umgang mit Sinnen, Affekten und Interpretationen“ (ebd., S.29) praktiziert werden.
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten den Begriff der Ästhetik, ähnlich wie Reckwitz als allgemeine Wahrnehmungslehre zu interpretieren. Dabei wird die „Differenz von Kunst und Lebenswelt […] zumeist vorerst einmal“ (Liessmann, 1003, S. 13) marginalisiert. Gernot Böhme beschreibt Ästhetik als ein differenziertes Wahrnehmungsvermögen, welches im Alltag gleich wie in der Kunst zur Anwendung kommt. (Böhme, 2001) Dabei führt er den Begriff der Aisthetik ein welcher sich nicht nur auf die Wahrnehmung der Kunst beschränkt, sondern sich ebenso der Inszenierung von Politik, der Natur, oder Alltagssituationen annimmt. (vgl. ebd., S.176f) Liessmann hingegen steht dem Konzept der sinnlichen Wahrnehmung insofern kritisch gegenüber als das er „die Frage, warum angesichts einer Vielzahl von Gesichtern ein Antlitz als ästhetisch interessant wahrgenommen wird, während der Blick über die anderen hinweggleitet“  (Liessmann, 1003, S. 20) damit beantwortet als dass es damit zu tun haben muss, „daß schon auf einer unmittelbaren Ebene das Wahrgenommene etwas in uns auslöst, was die Wahrnehmung überschreitet“ (ebd.).

In dem nächsten Abschnitt dieser Arbeit wird der Begriff es Habitus kurz erläutert. Darauf folgt der Versuch diesen mit dem des aus soziologischer Sicht gesehenen Ästhetik Begriffes zusammenzuführen und die Rolle des Geschmackes herauszuarbeiten.



Bevor der Begriff der Ästhetik und der Terminus des Habitus miteinander in Beziehung gesetzt werden, wird an dieser Stelle der Habitusbegriff kurz erläutert. So kann man „ihn als dauernde Beschaffenheit einer Person [definieren], die nicht ursprünglich, sondern erworben ist und so zu einer zweiten Natur wird. Die erworbenen Dispositionen werden zu einer zweiten Natur, weil der Einzelne sich dieser Inkorporation nicht mehr bewusst ist“
 (Jurt, 2010, S. 8). Das Individuum selbst ist sich seines Habitus nicht bewusst, da dieser etwas latent Erlerntes ist. Er äußert sich zum Beispiel durch die Wortwahl, die Art zu gehen, die Mimik oder die Vorlieben beim Essen als auch die Aussprache selbst.
Wird nun von einem soziologisch geprägten Ästhetik Begriff ausgegangen, welcher durch die ästhetischen Praktiken die sinnliche Wahrnehmung mit einbezieht, so kann dies mit den kollektiven Wahrnehmungsweisen des Habitus gedanklich zusammenführt werden. Bourdieu versucht mit dem Habitusbegriff „die dem sozialen Handeln der Akteure zugrundeliegenden Denk-, Wahrnehmungs- und Handlungsschemata zu erklären und damit explizit den Gegensatz zwischen Subjektivismus und Objektivismus aufzulösen“ (Hafke, 2011).  Daraus folgt, dass der Stiel oder die Handschrift eines Künstlers, auf der Basis eines inkorporierten Musters, dem Habitus, gründet. „Der individuelle Stil „erscheint damit als eine Variante des Klassen- und Gruppenhabitus“ (Schumacher, 2010, S. 80).
Der Klassen bzw. Gruppenhabitus ist eine Konzeption des sozialen Raums, der durch klassenspezifisch ausgerichtete Geschmacksformen gekennzeichnet ist, welche im Wesentlichen durch drei soziale Positionen unterschieden werden. (vgl. Hafke, 2011) Die Herrschende Klasse hat eine Vorliebe für kulturell anerkannte Werke und drückt durch ihren „legitimierten Geschmack“ ihre Herrschaft über die andren Klassen aus. Das Kleinbürgertum strebt hingegen nach „oben“ und orientiert sich an der Herrschenden Klasse, dies drückt sich zum Beispiel durch ihre Bildungsbeflissenheit aus. Die Volksklasse vertritt den populären Geschmack der Notwendigkeit. (vgl. Hartmann, 2004, S.90)
Bourdieu unterscheidet grob zwischen dem „reinen“ also dem legitimen und dem „barbarischem“ Geschmack. Diese Unterscheidung geht auf Kant zurück welcher zwischen der reinen und der populären Ästhetik unterschied. Die reine Ästhetik bezeichnet dabei das was gefällt und somit ästhetische Qualität aufweist und dem was vergnügt, somit keine rein ästhetische Funktion aufweist. (vgl. Schumacher, S. 85f) Diese „bilden die Grundlage für Bourdieus Geschmacksdifferenzierung zwischen reiner und populärer Ästhetik“ (Hafke, 2011).
Bourdieu ändert seinen Standpunkt zur Ästhetik im Laufe der Zeit, so bezeichnet er die „reine Ästhetik“ in seinem Werk „Die feinen Unterschiede“ „als Prinzip bürgerlicher Lebensart“, „eine Art moralischen Agnostizismus“ und eine „aristokratische Anmaßung“ (ebd.) Dies kann durchaus als Kritik Bourdieus an dem künstlerischen Feld wahrgenommen werden da er den Künstlern indirekt vorwirft auf der Seite der Herrschenden zu stehen. In seinen späteren Werken jedoch beschreibt er den ästhetischen Blick als „die Distanzierung zu den mittellosen unteren Schichten und ein zweites Mal gegen die Sphäre der bürgerlichen Nützlichkeit und ökonomischen Macht“ (Schumacher, 2010, S. 91). Dies lässt darauf schließen, dass Bourdieu seine Meinung dahingegen veränderte als dass er den KünsterInnen zuschreibt einen Anteil bei der Teilung der Herrschaftsarbeit zu leisten. (vgl. Hafke, 2011)
Da nun die herrschende Klasse allein durch den legitimen Geschmack die reine Ästhetik für sich beansprucht, ist auch sie es, welche eine ästhetische Disposition innehat. Dies impliziert, dass die Bourgeoisie, im Gegensatz zur Mittelklasse und dem Proletariat, über entsprechende Erfahrungen durch den bürgerlichen Habitus verfügt um künstlerische Werke verstehen und interpretieren zu können. Bourdieu bezeichnet das als „grundlegende Elemente eines sozialen Differenzierungsmechanismus zwischen den Klassen“ (Schumacher, 2010, S. 110) oder aber als eine „habituelle Disposition“ (ebd. S. 112), welche das Ergebnis eines Lernprozesses ist. (vgl. Hafke, 2011)




Der Habitus und der Geschmack:


„Das Geschmacksurteil ist also kein Erkenntnisurteil, mithin nicht logisch, sondern ästhetisch, worunter man dasjenige versteht, dessen Bestimmungsgrund nicht anders als subjektiv sein kann“ (Kant, 1983, S. 279). 

„Nach Kant beweist derjenige, der zu ästhetischen Urteilen über das Schöne fähig ist, Geschmack. Geschmacksurteile sind aber für ihn subjektiv“ (Jurt, 2016, S. 16). Bourdieu steht dem Geschmack ein wenig andres gegenüber, für ihn sind Geschmacksurteile nicht etwa individuell, sondern sozial bedingt.
Dabei steht das Individuum keines Falles der Gesellschaft als dichotomes Gegenstück gegenüber, mehr ist es ein Teil des Begriffes des Sozialen selbst, welcher in zwei Formen präsent ist. (vgl. ebd., S.18) „Als Ding gewordenes Soziales in den Institutionen und als Körper gewordenes Soziales in den Akteuren, die durch den Habitus, d.h. ihre Sozialisation, nicht `bloß` Individuen sind“ ( ebd., S.18f).
Der Geschmack eines Individuums ist also durch den Habitus der Klasse bedingt in welche es sich befindet. Bourdieu selbst schrieb: „Deshalb auch bietet sich Geschmack als bevorzugtes Merkmal von „Klasse“ an“ (Bourdieu, 1982a, S. 18). Des Weiteren bezeichnet Bourdieu den Geschmack als „Natur gewordene, d.h. inkorporierte Kultur, Körper gewordene Klasse, trägt er bei zur Erstellung des Klassenkörpers“ (Bourdieu, 1982a, S. 307).  Der Geschmack und die Klasse stehen somit in enger Beziehung zu einander.
Christian Schilcher zeigt in seiner Arbeit „Der Beitrag Pierre Bourdieu zur Sozialstrukturanalyse der gegenwärtigen Gesellschaften“ anhand des ästhetischen Geschmacks, wovon das ästhetische Urteil als Teil des Habitus im spezielleren abhängt und die Ausprägungen dessen. Er nennt dabei zwei Dimensionen Bourdieus.

 „Zum einen die sehr enge Beziehung zwischen den kulturellen Praktiken (sowie den entsprechenden Meinungen) und dem schulischen oder Bildungskapital (gemessen am Schul- und Hochschulabschluß) sowie sekundär der sozialen Herkunft (erfaßt anhand des Berufs des Vaters).“ (Bourdieu, 1982a, S. 34)
Die beiden Dimensionen, Bildungskapital und die soziale Herkunft welche Bourdieu in diesem Zitat im Zusammenhang mit dem Geschmack nennt, unterscheiden sich quantitativ als qualitativ. Bourdieu versteht unter der Systematisierung von Geschmack folgendes (vgl. Schilcher, 2005, S. 19):

„Dementsprechend lassen sich im Universum der individuellen Geschmacksrichtungen (…) drei Geschmacksdimensionen unterscheiden, denen wiederum im großen ganzen drei Bildungsniveaus sowie drei gesellschaftliche Klassen korrespondieren“ (Bourdieu, 1982a, S. 36)

Dies lässt darauf schließen, dass sich die drei großen Geschmacksdimensionen aus der Differenz zwischen den drei großen Klassen im sozialen Raum ableiten lassen. Der Habitus und der ihm zugehörige Geschmack, sind nicht nur unterschiedlich in ihrer Form, mehr als dass sie Ausdruck eines wertfeien Pluralismus von Lebensstielen sind. Die drei Geschmacksdimensionen sind hier gleichzusetzen mit den schon behandelten Ausprägungen vom populären Geschmack des Proletariats bis hin zum legitimen Geschmack der herrschenden Klasse. (vgl. Schilcher, 2005, S. 19)




Die Lebensstiele und der Habitus:


Ein andrer Zugang zur Ästhetik und dem Geschmack bieten die Lebensstiele nach Pierre Bourdieu, welche in ebenfalls in einem engen Zusammenhang zum Habitus und den Wahrnehmungen dessen stehen. Bourdieu geht davon aus, dass soziale Klassen um materielle und kulturellen Grüter ringen, wobei dem Lebensstil dabei eine wichtige distinktive Rolle zukommt denn durch ihn heben sich die Klassen voneinander ab. Der eben erwähnte Kampf um diverse Güter findet nach Bourdieu im „sozialen Raum“ statt welcher durch die „Lebenslagen“ und Lebensstiele“ gekennzeichnet ist. (vgl. Ulbrich- Herrmann, 1998, S. 37) Des weiteren versteht Bourdieu unter dem Lebensstiel ein Systhem von klassifizierten Praktiken und Werken, welche einer Klasse zugeordent werden. (vgl. ebd. S.32)
 „Aus dem Bedingungsgefüge von Kapitalbesitz, Positionierung und Habitus entstehen schließlich Chancen und Grenzen kollektiver und individueller Lebensgestaltungen“  (van Essen, 2013, S. 17). Jedoch sind „die Lebensstiele, die Ähnlichkeiten oder Gemeinsamkeiten der Individuen [...] nur die äußere Erscheinung, letztlich gründen sie auf dem Habitus Konzept“ (Schilcher, 2005, S. 14).



So individuell der Geschmack und somit das ästhetische Empfinden auch scheinen mag, selbst diese Empfindung ist laut Bourdieu sozial bedingt. Ebenso die Ästhetik hat etwas mit der Wahrnehmung der Welt zu tun in der sich das Individuum bewegt. Geht man nun davon aus, dass der Habitus etwas Erlerntes ist, sind die Wahrnehmungen als auch die Interpretation der Umgebung ausschlaggebend. Der Geschmack bedingt sich aus zwei Dimensionen, zum einen aus dem Bildungskapital und zum andren aus der sozialen Herkunft. (vgl. Bourdieu, 1982a, S. 34) Die Dimensionen des Geschmackes selbst sind die Unterschiede zwischen den Klassen. Der legitime Geschmack der herrschenden Klasse, das Kleinbürgertum mit dem „strebenden Geschmack“ und das Proletariat mit dem Geschmack der Notwenigkeit. (vgl. Hartmann, 2004, S.90)
Es ist nicht einfach das ästhetische Empfinden und das Konzept des Habitus in Verbindung zu bringen, da sich die Begrifflichkeiten des Habitus, der Lebensstiele und des Geschmackes sich nicht klar voneinander trennen lassen. Bourdieu selbst spricht sich für ein dynamisches Verständnis vom Umgang mit theoretischen Konzepten aus, welche als Werkzeuge vor allem der Anwendung dienen sollen. (vgl. Fuchs-Heinritz & König, 2005)
In dieser Arbeit wurde versucht eben diese Begriffe nicht zu trennen sondern miteinander verständlich zu verküpfen und mit ihnen als Werkzeug den Begriff der Ästhetik mit der Soziolgie zu verbinden.

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