Montag, 26. Dezember 2016

RCT in Bezug auf Kriminalität


Die Begriffe und Ansätze der Rational Choice Theorie in Bezug auf Kriminalität:

„The theory of rational choice is, before it is anything else, a normative theory. It tells us what we ought to do in order to achieve our aims as well as possible. It does not tell us what our aims ought to be” (Elster, 1986, S. 1) 


Dieses Zitat von Elster lässt vermuten, dass die Rational Choice Theorie eine vielseitig anwendbare Theorie ist. Sei es um die Kaufentscheidung eines Individuums beim Einkaufen zu hinterfragen oder aber für den Versuch des Diebstals eines Gutes. Für diese Arbeit ist die Tatsache, dass sie sich als Erklärungsansatz für divergentes Verhalten eignet, besonders interessant. Der Versuch abweichendes Verhalten, hier als Beispiel Kriminalität, allgemein zu behandeln ist ein heikles Unterfangen. Ein
Individuum zeichnet sich in erster Linie durch Individualität aus. Die Beweggründe eines jeden einzelnen kriminell gewordenen Menschen, in der jeweiligen einzigartigen Situation mit nur einer Theorie aufzeigen zu wollen, ist sehr komplex. Die RCT versucht dies, indem sie mit Hilfe von einer individuell von jedem Menschen durchgeführten  Kosten Nutzen Rechnung einen allgemeingültigen Ansatz schafft.
Eben jene individuelle Berechnung dient der Handlungsentscheidung. Voraussetzung für eine Handlung ist laut Becker das herrschen des Marktgleichgewichts, (vgl. Lamnek, 2008, S. 181) welches entsteht, wenn das Angebot eines Gutes der Nachfrage entspricht. Das Modell Beckers unterteilt den Prozess der Handlungsentscheidung in vier Phasen. Um diese Phasen zu veranschaulichen wird davon ausgegangen, dass Max Mustermann in einem Elektronikgeschäft ein Handy ins Auge gefasst hat, welches er besitzen will. Der Besitz des Objektes ist Max Mustermanns Ziel, wie er dieses erreicht ist in diesem Moment noch unklar. Jedoch sind Diebstahl und Kauf die beiden Optionen um dieses Ziel zu erreichen. In den folgenden vier Phasen wird Max zu der Entscheidung kommen, ob er das Gerät nun auf legalem oder illegalem Weg in seinen Besitz bringt.
Die Informationsphase dient der Einholung relevanter Informationen. Max wird sich in dieser Phase erkundigen um wie viel das gewünschte Gerät zu erwerben ist, wo sich die Überwachungskameras befinden, ob Sicherheitspersonal in dem Laden angestellt ist und vielleicht auch ob man das Handy gebraucht günstiger kaufen kann. Er sammelt alle Informationen die wichtig sind um dazu beizutragen in Besitz des Mobiltelefons zu kommen. In der Bewertungsphase schätzt das Individuum subjektiv die Eintrittswahrscheinlichkeiten von Erfolgt und Misserfolg, in diesem Fall eines Diebstahls. In dieser Phase beurteilt Max die Wahrscheinlichkeit bei der Straftat erwischt zu werden. In der darauffolgenden Phase wird der Nettonutzen bestimmt. Dieser wird von Max „errechnet“ indem er die Wahrscheinlichkeit des Erfolges, und dem daraus entstandenen Nutzen, der Wahrscheinlichkeit des Misserfolges und den Unannehmlichkeiten den dieser mit sich bringt, gegenüberstellt. Die „günstigere“ Variante um in den Besitz des Handys zu gelangen wird nun in der nächsten Phase ausgeführt welche die „Lösung des Entscheidungsproblems“ ist und die vierte und letzte Phase der Handlungsentscheidung nach Becker darstellt.
Um die Kosten-Nutzen-Rechnung für diesen Fall aufzuzeigen, werden im Folgenden zwei Beispiele angeführt. Es wird im ersten Fall davon ausgegangen, dass das gewünschte Mobiltelefon 300 Euro im Laden kostet. Es gibt viele Sicherheitskameras und das Gerät selbst ist ebenfalls mit einer Sicherung versehen. Sicherheitspersonal konnte Max keines entdecken. Er hat jedoch herausgefunden, dass ihm wenn er bei dem Diebstahl erwischt wird, eine Haftstrafe von bis zu sechs Jahren[1] droht. Da Max davon ausgeht höchst wahrscheinlich bei dem Diebstahl erwischt zu werden, entschließt er sich das Handy zu kaufen. Die „Kosten“ die bei einer Entdeckung der Straftat anfallen würden, sind um ein Vielfaches höher als die tatsächlichen Kosten bei dem Kauf des Geräts. (vgl. ebd., S. 181)
Ändert man jedoch die Variablen dieser fiktiven Situation, entschließt sich Max zum Diebstahl. So kostet das Handy nun 700 Euro. Es gibt zwar Sicherheitspersonal welches jedoch zu Mittag eine Stunde Pause hat. Sicherheitskameras gibt es keine. Das Gerät weist zwar eine Sicherung auf, diese ist aber leicht zu entfernen. Max weiß, dass er falls er beim Stehlen erwischt wird mit einer Geldstrafe von 20 Euro rechnen muss. In diesem Fall entscheidet sich Max eine kriminelle Handlung auszuführen.
Ein eben nur kurz angeschnittenes, jedoch zentrales Thema, ist die in dem Fall des Misserfolges zu erwartende Strafe. (vgl. ebd., S. 181) Becker geht davon aus, dass die Strafe in der Bewertungsphase einen Abschreckungseffekt hat. Becker und Becker gehen sogar davon aus, dass aufgrund von „abnehmender Sicherheit und Strenge der Bestrafung mehr Personen dazu veranlasst werden, Verbrechen oder mehr Verbrechen zu begehen, weil die Kriminalität ein attraktiver Beruf wurde“ (Becker & Becker, 1998, S. 177). Nun kann man davon ausgehen, dass  ein Individuum sich eher gegen eine Straftat entscheidet, desto härter die Bestrafung und umso größer die Wahrscheinlichkeit entdeckt zu werden ist. 
Der Nächste Teil der Arbeit widmet sich nun dem Konzept der Selbstkontrolle, welches zum Teil aus der Rational Choice Theorie entsprang, jedoch einen anderen Blickwinkel auf Kriminalität aufweist.


[1] Es handelt sich um fiktive Beispiele, das Strafmaß ist frei erfunden und hat nichts mit dem tatsächlichen Strafmaß welches in Österreich für Diebstahl vorgesehen ist zu tun.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen