Montag, 26. Dezember 2016

Rational Choice Theorie

Das Grundkonzept der Rational Choice Theorie und die Einflüsse die sie prägten:


„Man kann ferner mit guten Gründen die Auffassung vertreten, dass die Rational Choice Theorie […] eine Art Baukasten zur Verfügung stellt, mit dem es gelingen kann, mehr oder minder gute Theorien und Modelle zur Erklärung sozialen Verhaltens zu konstruieren“ (Diekmann & Voss, 2004, S. 21).



Die RCT ist ein Versuch das menschliche Handeln[1] allgemeingültig zu begründen. Um das Grundkonzept der RCT darlegen zu können, muss zu Beginn der Terminus des Homo Oeconomicus definiert werden. Beim Homo Oeconomicus handelt es sich um ein Akteur Modell. Der Akteur, welcher bei seinem Handeln willentlich eigene Ziele verfolgt und nach seinem persönlichen Nutzen
strebt, orientiert sich in seiner theoretisch konstruierten Welt, sodass er den größtmöglichen Nutzen mit dem geringsten Aufwand erreicht, rational kalkulierend. Der Homo Oeconomicus lebt jedoch in einer Welt in der Ressourcen knapp sind. Um seine Bedürfnisse bestmöglich zu befriedigen, muss er unter den verschiedenen Optionen präferieren. Er will meistens mehr als er haben kann und muss somit im Rahmen seiner verfügbaren Ressourcen agieren. Dabei spielt auch der abnehmende Grenznutzen eine Rolle. (vgl. Schimank, 2010, S. 83ff) Im Folgenden wird anhand eines Beispiels der abnehmende Grenznutzen genauer betrachtet und das bereits beschriebene Konzept dargelegt.
Max Mustermann ist ein Homo Oeconomicus und agiert in einer fiktiven Welt die von knappen Ressourcen geprägt ist. Er hat 10 Euro zu Verfügung und verspürt Hunger und Durst. Nun steht Max vor einem Supermarkt Regal und kann zwischen folgenden Gütern wählen. Eine Flasche Wasser kostet zwei Euro, ein Brot vier Euro. Es gibt nun verschiedene Möglichkeiten wie Max sein Geld ausgeben kann.  Er könnte sich fünf Flaschen Wasser kaufen, zwei Brote und eine Flasche Wasser, oder ein Brot und drei Flaschen Wasser. Welche dieser Kombinationen er nun wählt hängt von der relativen Dinglichkeit der Ziele ab. Hat Max nun sehr großen Hunger und wenig Durst wird er mehr Brot kaufen. Hat er jedoch mehr Durst als Hunger wird er eher mehr von den Wasserflaschen erwerben. Der abnehmende Grenznutzen bezeichnet nun die Gegebenheit, dass Max der sehr großen Durst verspürt sich trotzdem bewusst ist, dass der Zusatznutzen jeder weiteren Wasserflasche im Gegensatz zur vorherigen immer geringer wird. Das bedeutet hat er schon eine Flasche Wasser getrunken, ist die zweite nicht mehr so erfrischend wie die erste. Der abnehmende Grenznutzen besagt das jedes Verlangen still bar ist. (vgl. Schimank, 2010, S. 97f)
Die Grundkonzeption der RCT beruht nun auf der theoretischen Überlegung eines soziologisiertem Homo Oeconomicus. Max steht nun nicht mehr alleine in dem Supermarkt um Wasser zu kaufen. Er sieht sich nun mit einem anderen Akteur konfrontiert der ebenfalls Wasser kaufen will. Nun sind aber nur mehr 3 Flaschen Wasser im Regal. Es liegt nun an Max strategisch kalkuliert mit seinem Gegenüber umzugehen. Er beobachtet „sein Gegenüber im Hinblick darauf, wie bereits geschehenes oder erwartbares Handeln sich auf die Verfolgung seiner eigenen Handlungsziele auswirkt“ (Schimank, 2010, S. 97).  Soziales Verhalten ergibt sich in diesem Modell „über Abhängigkeiten, in die Akteure bei ihrer Zielverfolgung geraten, und woraus sich ihnen die Aufgabe der Interpendenzbewältigung stellt“ (Schimank, 2010, S. 100). Den Term der Interpendenzbewältigung hat James S. Coleman folgendermaßen beschrieben. „Actors are not fully in control of the activities that can satisfy their interests, but find some of those activities partially or wholly under the control of other actors“ (Coleman, 1990, S. 29). Da nun das Grundkonzept der Rational Choice Theorie behandelt wurde, widmet sich die Arbeit im Folgenden den Einflüssen die zur Entstehung der Theorie beigetragen haben.
Adam Smith versuchte anhand von Konkurrenzverhalten zwischen verschiedenen Individuen unterschiedliche soziale Effekte zu bestimmen und zu prognostizieren. Dieser Versuch war einer der Ersten menschliches Handeln vorherzusagen. Die Übertragung von ökonomischen Tatsachen auf soziale und gesellschaftliche Fragestellungen ist ebenso bei James S. Coleman zu finden. Er schuf ein Modell mit dem er den Schluss von der microsoziologischen auf die macrosoziologische Ebene, mit Hilfe von mathematische Annahmen, erprobte.  Dabei lag sein Fokus auf der sozialen Interaktion in einem Wettbewerbsmarkt. Dieser Gedanke ist in der RCT insofern zu finden, als dass jedes Individuum einer bestimmten Form von Schema zu folgen scheint, welches als „Kosten Nutzen Rechnung“ mit Hilfe einer mathematischen Formel dargestellt werden kann.  Ebenfalls den Fokus auf den Wettbewerb legte Mancur Lloyd Olson. Dieser argumentiert, dass Menschen die den eigenen Nutzen maximieren wollen, nicht im Sinne der Gemeinschaft handeln. (vgl. Lamnek, 2008, S. 164) Denn, wenn jedes Individuum danach strebt den eigenen Nutzen zu maximieren, kommt das Pareto- Optimal ins Ungleichgewicht. Das „Pareto Optimal“ besagt, dass niemand sich besserstellen kann, ohne einen anderen schlechter zu stellen. In einer Gemeinschaft sollte jedoch das Pareto Optimal angestrebt werden um eine optimale Verteilung der Güter zu garantieren. Ist dies nicht der Fall, werden einige wenige im Überfluss schwelgen, während andere Individuen um ihr Überleben kämpfen müssen. Für die RCT ist dieser Ansatz insofern bedeutend, als dass das Bestreben eines Einzelnen Individuums seinen Nutzen zu maximieren einen erheblichen Einfluss auf andere Individuen hat. Dies stellt jedes Individuum vor das Problem der schon erläuterten Interpendenzbewältigung. 
 


[1] Unter einer Handlung wird im Folgenden, sei es nicht anderes beschrieben, ein subjektiv sinnvolles, zielgerichtetes und beabsichtigtes Tun verstanden.

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