Samstag, 7. Januar 2017

Der Kapital und Klassen-Begriff nach Karl Marx:



„Den Marxschen Klassenbegriff gibt es nicht. Es gibt jedoch zahllose Textstellen, an denen Marx den Begriff der Klasse benutzt“ (Ritsert, 1998, S. 58). Die Schwierigkeit besteht darin, aus den zahlreichen Diskussionen über  den Klassenbegriff nach Karl Marx eine zu finden, mit der er selbst hoffentlich nicht völlig unzufrieden wäre. Im Folgenden wird eine Definition herausgegriffen um im nachfolgenden Vergleich zwischen den Begriffen die Diskrepanz des Begriffes selbst aufgreifen zu können. 

Jürgen Ritsert versucht anhand des Kapitalkreislaufs von Marx eine Definition zu finden. Er fasst sie in seinem Buch „Soziale Klassen“ folgendermaßen zusammen: „Klassen(lagen) sind Stellungen im (zum) materiellen Produktionsprozeß der Gesellschaft“ (Ritsert, 1998, S. 61). Prof. Dr. Anna Schwarz teilt das Klassenmodell ebenfalls nach den Produktionsverhältnissen ein. Sie vertritt die Meinung, dass Karl Marx ein antagonistisches Klassenmodell bevorzugte, in welchem es keine vertikale Schichtunggibt. Die Basis dieses Modells bilden die Besitzverhältnisse an Produktionsmitteln.  Im Anschluss befindet sich eine Grafik die das bereits erwähnte visuell unterstützen soll.








 
Die Besitzverhältnisse von Produktionsmitteln teilen sich in zwei Kategorien auf. Die Besitzenden und die Nichtbesitzenden. Die Eigentümer von Kapital, oder auch Kapitallisten genannt, stehen den Nichtbesitzenden gegenüber, die ihre Arbeitskraft verkaufen müssen um an Geld beziehungsweise Kapital zu gelangen. Nichtbesitzende stellen auch die Klasse der Lohnarbeiter dar. Die Produktionsverhältnisse entstehen nun aus dem Verhältnis zwischen den Lohnarbeitern und ihrer Arbeitskraft und den Kapitalisten die über die Produktionsmittel verfügen. Jedoch kommt es in dieser Form der Klassierung immer wieder zu Umbrüchen durch technologische Neuerungen und dem Wandel der Produktion. Wenn ein Wandel der Produktionsverhältnisse im Gange ist, führt dieser ebenfalls zur Entstehung von neuen Produktionsweisen und Klassenverhältnissen. (vgl. Schwarz, 2009, S. 14) Des Weiteren ist der Klassenkampf ein wichtiger Bestandteil der Theorie von Karl Marx. Er ist der Meinung, dass die einzelnen Individuen nur dann eine Klasse bilden, wenn sie gemeinsam in den Kampf gegen eine andere Klasse ziehen. Jedoch stehen sie sich auch innerhalb der Klasse als Konkurrenten gegenüber. (vgl. Marx & Engels, 1978, S.

„Was mich nun betrifft, so gebührt mir nicht der Verdienst, weder die Existenz der Klassen in der modernen Gesellschaft noch ihren Kampf unter sich entdeckt zu haben. Bürgerliche Geschichtsschreiber hatten längst vor mir die historische Entwicklung dieses Kampfes der Klassen, und bürgerliche Ökonomen die ökonomische Anatomie derselben dargestellt. Was ich neu tat, war 1. nachzuweisen, daß die Existenz der Klassen bloß an bestimmte historische Entwicklungsphasen der Produktion gebunden ist; 2. Daß der Klassenkampf notwendig zur Diktatur des Proletariats führt; 3. daß diese Diktatur selbst nur den Übergang zur Aufhebung aller Klassen und zu einer klassenlosen Gesellschaft bildet“ (Marx & Weydemeyer, 1963, S. 507,508)


Karl Marx selbst dazu:

Karl Marx geht also offensichtlich davon aus, dass die Produktion und die Produktionsmittel einen erheblichen Einfluss auf die Klassen haben und  Besitzende immer über die Besitzlosen herrschen werden. Der Grund dafür ist, dass wie bereits erwähnt die Nichtbesitzenden ihre Arbeitskraft verkaufen müssen um an Kapital zu gelangen. Dadurch entsteht eine Abhängigkeit des Lohnarbeiters[1] gegenüber dem Kapitaleigner welcher die Produktionsmittel zu Verfügung stellt. Findet der Lohnarbeiter keine Arbeit, hat er kein Geld um sich und seine Familie zu ernähren. Daraus folgt die Abhängigkeit. Des Weiteren lässt sich aus dem Zitat erkennen, dass die nicht besitzende Klasse sich so lange gegen die besitzende Klasse auflehnen wird, bis es zu einer Aufhebung der Klassengesellschaft kommt. Damit beschrieb Marx den Vorgang der Auflehnung. Die Lohnarbeiter werden durch den Kampf am Arbeitsmarkt immer schlechter bezahlt bis sie sich gegen die Kapitalisten auflehnen. Dadurch gibt es einen Umbruch und die zu Beginn unterdrückten kommen an die Macht. Marx ging davon aus, dass es irgendwann zu einer klassenlosen Gesellschaft kommen muss. Dies ist bis jetzt jedoch noch nicht eingetreten.
Um den Begriff der Klasse begreifbarer zu machen muss der Begriff des Klassenkampfes im Verständnis nach Marx erläutert werden. Aus diesem Grund wird im Folgenden der Begriff des Klassenkampfes kurz aufgegriffen und behandelt. 

Klassenkampf:

 

Ein zentraler Begriff in Karl Marx Klassentheorie, ist der Klassenkampf.  Daraus entsteht die Unterscheidung der „Klasse an sich“ und der „Klasse für sich“. Die Klasse an sich ist sich ihrer, im Gegensatz zur Klasse für sich, nicht bewusst. Es mangelt ihr an Konzentration und Organisation um sich ihrer politischen Stärke bewusst zu sein. (vgl. Ritsert, 2007, S.68f)

Nun wurde schon einige Male der Begriff des Kapitals verwendet. Im Folgenden soll aufgezeigt werden, was Karl Marx unter Kapital verstand.

Kapitalbegriff nach Karl Marx:

Karl Marx begreift die Warenzirkulation[2] als Ausgangspunkt des Kapitals. Durch den Prozess des Austausches von Waren und Dienstleistungen wird Geld erzeugt. Somit ist Geld das Produkt der Warenzirkulation und die erste Erscheinungsform des Kapitals. Karl Marx sieht in der Entwicklung des Kapitals zu Beginn das Grundeigentum als Gegenstück zum Geld. Jedoch bleibt Geld die erste Erscheinungsform des Kapitals, da es das Medium ist welches sich am Markt in Kapital verwandeln soll. Geld als Kapital und Geld als reine Form der Währung  unterscheiden sich jedoch in der Form der Zirkulation am Markt. (vgl. Marx & Engels, 1968, S. 161f) Marx kommt zu dem Schluss „Kapital ist Geld, Kapital ist Ware“ (Marx & Engels, 1968, S. 169), und weiter; „Kapital ist Geld, das sich in Ware verwandelt und durch den Verkauf der Ware in mehr Geld zurückverwandelt“ (Marx & Engels, 1968, S. 170). Kapital kann also als Geld bezeichnet werden, welches eine Form von Mehrwert geschaffen hat. Also Geld oder Ware die in irgendeiner Form „Gewinn“ enthält.
Die Warenzirkulation besteht, gleich wie die Geldzirkulation, aus drei Schritten. Zu Beginn wird eine Ware besessen welche daraufhin gegen Geld getauscht wird. Danach wird das Geld in eine andere Ware investiert. Diese Zirkulation kann nun wiederholt werden. Im Vergleich dazu handelt es sich um eine Geldzirkulation, wenn zu Beginn Geld besessen wird und dieses gegen eine Ware getauscht wird. Im nächsten Schritt wird die Ware wieder veräußert und Geld somit erworben. Je nach dem worauf der Fokus liegt, handelt es sich um eine Waren- oder Geldzirkulation. In folgender Tabelle werden diese übersichtlich dargestellt. 

Warenzirkulation
W=G=W (Ware - Geld - Ware)
Geldzirkulation
G=W=G  (Geld- Ware- Geld)
Tabelle 1 (vgl. Marx & Engels, 1968, S. 161f)



[1] Es wird in dieser Arbeit von Lohnarbeiter in der männlichen Form gesprochen um den Lesefluss nicht zu stören und da arbeitende Frauen in der Zeitspanne ,von der Marx berichtet, die Ausnahme bildeten.
[2] Auf den Begriff der Warenzirkulation wird an späterer Stelle genauer eingegangen.

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