„Den Marxschen Klassenbegriff gibt es nicht. Es gibt jedoch zahllose Textstellen, an denen Marx den Begriff der Klasse benutzt“ (Ritsert, 1998, S. 58). Die Schwierigkeit besteht darin, aus den zahlreichen Diskussionen über den Klassenbegriff nach Karl Marx eine zu finden, mit der er selbst hoffentlich nicht völlig unzufrieden wäre. Im Folgenden wird eine Definition herausgegriffen um im nachfolgenden Vergleich zwischen den Begriffen die Diskrepanz des Begriffes selbst aufgreifen zu können.
Jürgen Ritsert versucht anhand des
Kapitalkreislaufs von Marx eine Definition zu finden. Er fasst sie in seinem
Buch „Soziale Klassen“ folgendermaßen zusammen: „Klassen(lagen) sind Stellungen
im (zum) materiellen Produktionsprozeß der Gesellschaft“ (Ritsert, 1998, S. 61). Prof. Dr. Anna
Schwarz teilt das Klassenmodell ebenfalls nach den Produktionsverhältnissen
ein. Sie vertritt die Meinung, dass Karl Marx ein antagonistisches
Klassenmodell bevorzugte, in welchem es keine vertikale Schichtunggibt. Die
Basis dieses Modells bilden die Besitzverhältnisse an Produktionsmitteln. Im Anschluss befindet sich eine Grafik die
das bereits erwähnte visuell unterstützen soll.
Die Besitzverhältnisse von
Produktionsmitteln teilen sich in zwei Kategorien auf. Die Besitzenden und die
Nichtbesitzenden. Die Eigentümer von Kapital, oder auch Kapitallisten genannt,
stehen den Nichtbesitzenden gegenüber, die ihre Arbeitskraft verkaufen müssen
um an Geld beziehungsweise Kapital zu gelangen. Nichtbesitzende stellen auch
die Klasse der Lohnarbeiter dar. Die Produktionsverhältnisse entstehen nun aus
dem Verhältnis zwischen den Lohnarbeitern und ihrer Arbeitskraft und den
Kapitalisten die über die Produktionsmittel verfügen. Jedoch kommt es in dieser
Form der Klassierung immer wieder zu Umbrüchen durch technologische Neuerungen
und dem Wandel der Produktion. Wenn ein Wandel der Produktionsverhältnisse im
Gange ist, führt dieser ebenfalls zur Entstehung von neuen Produktionsweisen
und Klassenverhältnissen. (vgl. Schwarz, 2009,
S. 14) Des Weiteren ist der Klassenkampf ein wichtiger Bestandteil der
Theorie von Karl Marx. Er ist der Meinung, dass die einzelnen Individuen nur
dann eine Klasse bilden, wenn sie gemeinsam in den Kampf gegen eine andere
Klasse ziehen. Jedoch stehen sie sich auch innerhalb der Klasse als
Konkurrenten gegenüber. (vgl. Marx & Engels, 1978, S.
„Was mich nun
betrifft, so gebührt mir nicht der Verdienst, weder die Existenz der Klassen in
der modernen Gesellschaft noch ihren Kampf unter sich entdeckt zu haben.
Bürgerliche Geschichtsschreiber hatten längst vor mir die historische
Entwicklung dieses Kampfes der Klassen, und bürgerliche Ökonomen die
ökonomische Anatomie derselben dargestellt. Was ich neu tat, war 1.
nachzuweisen, daß die Existenz der Klassen bloß an bestimmte historische
Entwicklungsphasen der Produktion gebunden ist; 2. Daß der Klassenkampf
notwendig zur Diktatur des Proletariats führt; 3. daß diese Diktatur selbst nur
den Übergang zur Aufhebung aller Klassen und zu einer klassenlosen Gesellschaft
bildet“ (Marx & Weydemeyer, 1963, S.
507,508)
Karl Marx geht also offensichtlich
davon aus, dass die Produktion und die Produktionsmittel einen erheblichen
Einfluss auf die Klassen haben und
Besitzende immer über die Besitzlosen herrschen werden. Der Grund dafür
ist, dass wie bereits erwähnt die Nichtbesitzenden ihre Arbeitskraft verkaufen
müssen um an Kapital zu gelangen. Dadurch entsteht eine Abhängigkeit des
Lohnarbeiters[1] gegenüber dem
Kapitaleigner welcher die Produktionsmittel zu Verfügung stellt. Findet der
Lohnarbeiter keine Arbeit, hat er kein Geld um sich und seine Familie zu
ernähren. Daraus folgt die Abhängigkeit. Des Weiteren lässt sich aus dem Zitat
erkennen, dass die nicht besitzende Klasse sich so lange gegen die besitzende
Klasse auflehnen wird, bis es zu einer Aufhebung der Klassengesellschaft kommt.
Damit beschrieb Marx den Vorgang der Auflehnung. Die Lohnarbeiter werden durch
den Kampf am Arbeitsmarkt immer schlechter bezahlt bis sie sich gegen die
Kapitalisten auflehnen. Dadurch gibt es einen Umbruch und die zu Beginn
unterdrückten kommen an die Macht. Marx ging davon aus, dass es irgendwann zu
einer klassenlosen Gesellschaft kommen muss. Dies ist bis jetzt jedoch noch
nicht eingetreten.
Um den Begriff der Klasse
begreifbarer zu machen muss der Begriff des Klassenkampfes im Verständnis nach
Marx erläutert werden. Aus diesem Grund wird im Folgenden der Begriff des
Klassenkampfes kurz aufgegriffen und behandelt.
Klassenkampf:
Ein zentraler Begriff in Karl Marx
Klassentheorie, ist der Klassenkampf.
Daraus entsteht die Unterscheidung der „Klasse an sich“ und der „Klasse
für sich“. Die Klasse an sich ist
sich ihrer, im Gegensatz zur Klasse für sich,
nicht bewusst. Es mangelt ihr an Konzentration und Organisation um sich ihrer
politischen Stärke bewusst zu sein. (vgl. Ritsert, 2007, S.68f)
Nun wurde schon einige Male der
Begriff des Kapitals verwendet. Im Folgenden soll aufgezeigt werden, was Karl
Marx unter Kapital verstand.
Kapitalbegriff nach Karl Marx:
Karl Marx begreift die
Warenzirkulation[2] als Ausgangspunkt des
Kapitals. Durch den Prozess des Austausches von Waren und Dienstleistungen wird
Geld erzeugt. Somit ist Geld das Produkt der Warenzirkulation und die erste
Erscheinungsform des Kapitals. Karl Marx sieht in der Entwicklung des Kapitals
zu Beginn das Grundeigentum als Gegenstück zum Geld. Jedoch bleibt Geld die
erste Erscheinungsform des Kapitals, da es das Medium ist welches sich am Markt
in Kapital verwandeln soll. Geld als Kapital und Geld als reine Form der
Währung unterscheiden sich jedoch in der
Form der Zirkulation am Markt. (vgl. Marx & Engels, 1968, S. 161f) Marx
kommt zu dem Schluss „Kapital ist Geld, Kapital ist Ware“ (Marx & Engels, 1968, S. 169), und weiter;
„Kapital ist Geld, das sich in Ware verwandelt und durch den Verkauf der Ware
in mehr Geld zurückverwandelt“ (Marx &
Engels, 1968, S. 170). Kapital kann also als Geld bezeichnet
werden, welches eine Form von Mehrwert geschaffen hat. Also Geld oder Ware die
in irgendeiner Form „Gewinn“ enthält.
Die Warenzirkulation besteht, gleich
wie die Geldzirkulation, aus drei Schritten. Zu Beginn wird eine Ware besessen welche
daraufhin gegen Geld getauscht wird. Danach wird das Geld in eine andere Ware
investiert. Diese Zirkulation kann nun wiederholt werden. Im Vergleich dazu
handelt es sich um eine Geldzirkulation, wenn zu Beginn Geld besessen wird und
dieses gegen eine Ware getauscht wird. Im nächsten Schritt wird die Ware wieder
veräußert und Geld somit erworben. Je nach dem worauf der Fokus liegt, handelt
es sich um eine Waren- oder Geldzirkulation. In folgender Tabelle werden diese
übersichtlich dargestellt.
Warenzirkulation
|
W=G=W
(Ware - Geld - Ware)
|
Geldzirkulation
|
G=W=G (Geld- Ware- Geld)
|
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